Fallbeispiel Qualitätsmanagement
Fallbeispiel VASA: Hintergrund
Fallbeispiel VASA: Hintergrund
- 1625 Bau des Kriegsschiffes Vasa (Wasa)
unter König Gustav II. Adolf
Prestigeprojekt für das damalige Schweden:
- Länge: 62 m, Breite: 12 m, Höhe: 50 m
- 1200 m2 Segelfläche
- 500 Statuen
- 64 Kanonen
- 1627 Nachricht, dass der Feind ein ähnlich großes Schiff baue
- daher nachträgliche Integration eines zusätzlichen Batteriedecks -
zur Aufnahme weiterer Kanonen
Situation:
Missachtung wesentlicher Rahmenbedingungen
Fallbeispiel VASA: Folgen
Qualität:
- Schlechte Statik aufgrund Erhöhung des Schwerpunkts:
- durch Verbreiterung des Schiffs vor allem im oberen Schiffsteil, da der Kiel schon gelegt war aufgrund des doppelten Kanonendecks: Aufnahme von mehr (und schwereren) Kanonen, als ursprüngl. vorgesehen
- der Aufnahme schwerer, vergoldeter Eichenschnitzereien
- dadurch Berücksichtigung von zu wenig Raum für Ballast
Zeitdruck:
- Mangelnde Qualität der Kanonen – wären ggf. in der Schlacht ausgefallen (explodiert).
Konsequenz:
- Deadline war (ursprünglich) 25.07.1628,
Jungfernfahrt ca. zwei Wochen zu spät (10. August 1628)
- Untergang des Schiffes der Jungfernfahrt –
- 1300 m vor Stockholm bei leichter Brise
- 53 Tote
- Prestigeverlust
Fallbeispiel VASA: Analyse (1)
Wechselnde Anforderungen, u.a. aufgrund des Verlust von Schiffen und der Nachricht, dass Dänemark ein Schiff mit zwei Kanonendecks baute (dadurch Änderung in Kriegstaktik)
- Auswirkungen auf: Lieferfrist, Kiellänge, Anzahl der Kanonendecks, Gewicht der Kanonen
- daher Anfang 1626 Beginn des Baus der Vasa als relativ kleines, traditionelles Schiff, beendet nach 2,5 Jahren als großes, innovatives Schiff
Hoher Zeitdruck:
- Kiel wird verlängert, statt einen neuen herzustellen.
- Kiel wird zu schmal für die geplante Länge und Höhe.
Hoher Innovationsgrad:
- Niemand in Schweden hatte Erfahrung mit zwei Kanonendecks.
- Stand der Technik: Fehlende Methoden zur Berechnung der Stabilität
Fallbeispiel VASA: Analyse (2)
Fehlende Spezifikation:
- keine Baupläne, Arbeits- oder Zeitpläne
- 1627 stirbt der Konstrukteur
Unklare Aufgabenteilung unter den Führenden, den „Managern“:
- 400 Personen in 5 Gruppen,
- schlechte Kommunikation (im größten schwedischem Projekt zu dieser Zeit)
Mangelnde Information:
- keine Mitteilung an den / die „Projektleiter“, fehlende Transparenz (s.o.)
- keine Konsultation mit König Gustav möglich
Fehlende Konsequenz:
- Kopflastigkeit des Schiffes fiel auf, hatte aber keine Initiativen zur Folge
- Stabilitätstest: Mehr Ballast wurde nötig, aber im schmalen Kiel war kein Platz dafür.
- Gesamtlast: Unteres Kanonendeck wäre unter die Wasserlinie gesunken.